Schottland
Schottland als autonomer Landesteil Großbritanniens erhielt durch ein Referendum in 1997 ein höheres Maß an Selbstverwaltung. Infolgedessen führte die Devolution 1999 zu einer Deregulierung des zentralistischen Staatssystems und die Autonomie wird heutzutage durch ein selbst gewähltes Landesparlament zum Ausdruck gebracht.
Ländliche Regionen nehmen in Schottland 98% der Gesamtfläche des Landes ein. Unter diesen fällt den schottischen Highlands und Islands eine besondere Rolle zu. Die Highlands and Islands stellen eine einzigartige Gebirgs- und Meereslandschaft dar, die seit langem als eine der "klassischen" Peripherien Europas gilt. Mit einer Besiedlungsdichte von zwölf Personen pro m2 lebt gerade mal ein Zehntel der Schotten in dieser Region. Der Norden des Landes weist zwar eine alternde Bevölkerungsstruktur auf, ist jedoch wirtschaftlich stark aufgestellt. Eine niedrige Arbeitslosenquote und eine hohe Anzahl an Selbstständigen sind Indikatoren für eine dynamische Regionalentwicklung.
Schottland und insbesondere der Norden des Landes mit den Highlands und Islands sind von großem Interesse, da diese ländlichen Räume hier bereits seit Jahrzehnten mit besonderen Herausforderungen umgehen mussten. Starke Zersiedelungen, die räumliche Struktur der Inseln und auch der Demographische Wandel führten dazu, dass frühzeitig neue Lösungen für die Sicherung der ländlichen Daseinsvorsorge gesucht werden mussten.
Die jüngere Regionalentwicklung in Schottland ist geprägt durch die Landreform Ende der 1990er Jahre und die Gründung von vielen Community Trusts mit einer einzigartigen Governance-Struktur. Die Trusts spielen insbesondere als Form der „Selbstermächtigung“ der lokalen Bevölkerung eine große Rolle und haben vielerorts zu einem spürbaren Aufbruch in der Regionalentwicklung geführt. Gerade im Bereich der Nachschulischen Bildung kann in Schottland eine starke Fokussierung auf eine Dezentralisierung der Angebote festgestellt werden. Die Dezentralisierung lässt eine Bildung vor Ort bei einer gleichzeitigen Identitätssteigerung mit der Heimatregion zu. Als Beispiel kann hier die University of the Highlands and Islands angeführt werden. Die Untersuchungen konzentrieren sich insbesondere darauf, inwiefern sich der liberale Wohlfahrtsstaat in Großbritannien und die Governance-Strukturen in der Regionalentwicklung auf die Etablierung der Förderprojekte auswirken.
Im Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr war die Einrichtung des 'Fire and Rescue Service', die acht territoriale Dienste unter einer zentralisierten Struktur vereinigt, eine der prominentesten Entwicklungen seit der Devolution in 1999. Die Entstehung dieser Struktur sollte die Effizienz der Notfalldienste (Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr) angesichts des britischen Austeritätsparadigmas (im Gefolge der Finanzkrise von 2008/2009) verbessern. Die Ausgestaltung des neuen Feuerwehrdienstes war auch von einem Wandel von einem reaktiven hin zu einem präventiven Ansatz geprägt. Nichtsdestotrotz bestehen in ländlichen Räumen weiterhin Personaldefizite und Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung der Gefahrenabwehr. Im Rahmen des InDaLE-Projektes wird das schottische (bzw. britische) Retained-Duty-System (ein halbprofessionelles System mit bezahlten nebenberuflichen Feuerwehrleuten) mit dem deutschen und österreichischen Modell, das vorwiegend auf Freiwilligkeit basiert, verglichen.