Daseinsvorsorgebereiche
Insbesondere in strukturschwachen und dünn besiedelten ländlichen Regionen wirken sich die Folgen einer negativen natürlichen Bevölkerungsbilanz und der oft seit Jahrzehnten anhaltenden Abwanderung für bestimmte Daseinsvorsorgebereiche v.a. vor dem Hintergrund des Demographischen Wandels und der prekären Finanzsituation einzelner Kommunen existenzgefährdend aus: Schulen schließen, Arztpraxen geben auf oder Freiwillige Feuerwehren sind in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt. In diesen Räumen fehlen darüber hinaus oft qualifizierte Arbeitskräfte und andere wichtige Standorteigenschaften (wie z.B. Bildungseinrichtungen). Unter diesen Rahmenbedingungen stellt es in Deutschland seit ca. zwei Jahrzehnten eine wachsende Herausforderung dar, die Daseinsvorsorge sicherzustellen und die ländlichen Räume attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten.
Ländervergleich
Auch andere Länder Europas haben ähnliche Herausforderungen in ländlichen Räumen zu bewältigen, teilweise bei wesentlich geringerer Bevölkerungsdichte. Hier gilt es zu prüfen, inwieweit in diesen Ländern bewährte Beispiele existieren, die für Deutschland zusätzliche Erkenntnisse liefern können. Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts stehen drei Bereiche der Daseinsvorsorge, die nach Kenntnis der Projektverantwortlichen in anderen Ländern Europas besondere Qualitäten aufweisen:
• die medizinische Versorgung und Pflege, die in besonderem Maße für die Lebensqualität in unterschiedlichen Lebensphasen in ländlichen Räumen steht,
• die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr, deren über Jahrzehnte selbstverständliche Gewährleistung durch Freiwillige Feuerwehren sich vor allem in Abwanderungs- und Alterungsregionen auflöst,
• die nachschulische Bildung, über deren Effekte für die Regionalentwicklung es in Deutschland bislang wenig gesichertes Erfahrungswissen gibt.
Projektauswahl- und untersuchung
Die Analyse von Erfahrungen im europäischen Ausland zur Anpassung von Infrastrukturen wird für die Entwicklung innovativer Ansätze in Deutschland genutzt und kann — unter Berücksichtigung geeigneter Adaptionsstrategien — neue Lösungen offerieren. Im InDaLE-Projekt werden pro Daseinsvorsorgebereich vergleichend drei ausländische und zwei deutsche Fallbeispiele – in der Summe somit 15 Fallbeispiele – analysiert. Diese Vorhaben sollen bereits an konkreten Problemen der Gewährleistung dieser Daseinsvorsorgebereiche in ländlichen Regionen in Deutschland ansetzen. Dies erleichtert die Vergleichbarkeit und Adaptierbarkeit der europäischen Erkenntnisse bezüglich Zielsetzung, Initiierung und Durchführung.
Wissenstransfer
Das Verbundprojekt wird Erkenntnisse auch für den notwendigen Wissenstransfer in die Kommunen und Länder aufbereiten. Die Ergebnisverarbeitung erfolgt in unterschiedlichen Kommunikationsformaten (z. B. Workshops, Projektwebseite, Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen, Fact Sheet und Working Paper) sowohl für die Stakeholder der Anwendungspraxis als auch für die Wissenschaft. Der Wissenstransfer in die Praxis wird somit bereits während der Bearbeitung des Verbundprojektes angestoßen. Dies erfolgt insbesondere durch den ExpertInnen-Workshop 1 zum Abschluss der Aufbereitung und Auswertung der 15 ausländischen und deutschen Modellprojekte und den ExpertInnen-Workshop 2 zur Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Verhältnisse in Deutschland. Die Workshop-Ergebnisse fließen in die abschließende Erarbeitung des Projektabschlussberichts und der Handlungsempfehlungen ein. Darüber hinaus sind wissenschaftliche Publikationen und Vorstellungen auf nationalen und internationalen Fachtagungen zu relevanten Teilaspekten geplant.